Montag, 18. Dezember 2017

Ist das noch „mein“ Star Wars? (Vorsicht: Leichte E8-Spoiler enthalten)



Offensichtlich habe ich (und auch ein paar andere) etwas ganz Anderes an Star Wars bewundert als viele andere Fans. Als Kind der OT (Baujahr 1975) spielten die Macht, die Jedi und die Sith für mich stets eine untergeordnete Rolle. Die Macht war ein Hintergrundrauschen, eine roter Faden, an dem sich die Handlung entspann.

Die Hauptlast trugen jedoch all die normalen Menschen, die Rebellen, die imperialen Soldaten, die loyalen Bürger und die Aufrührer, die Menschen zwischen den Fronten, die den Krieg Gut gegen Böse und in den Grauzonen ausfochten.

Bereits mit dem EU änderte sich das langsam. Romane fokussierten sich zusehends auf die Macht und die Jedi. Noch aber waren die Autoren vorsichtig und darauf bedacht, sich daran zu orientieren, ihre Figuren nicht wesentlich mächtiger als Luke, Vader und den Imperator aus den Filmen werden zu lassen. Diese drei „Machthaber“ waren 16 Jahre lang das Maß der Dinge.

Dann kamen die Prequels und George Lucas selbst leitete die entscheidende Wende ein. Jedi erschienen nun (fast) allmächtig. Es brauchte Heere von Kampfdroiden, um die Helden auch nur ins Schwitzen zu bringen.

Und jetzt die Episoden 7 und 8… Ein Niemand wird binnen 24 Stunden derart mächtig, dass er selbst jahrelang in der Macht ausgebildete Oberschurken schlägt. Dieser Niemand ist weder der „Auserwählte“, noch muss er ein Training erhalten. Dieser Niemand ist es einfach, weil es die Macht so will.

Dass die Gabe jedem zuteilwerden kann, das ist seit den Prequels bekannt. Aber selbst Anakin war aus dem Stand heraus nicht derart befähigt wie Rey. Und Anakins Machtanlagen übertrafen bekanntlich sogar die von Meister Yoda.

Was bedeutet das für Star Wars als Universum?

Bigger and better in every movie. Die Jedi, Sith oder wer auch immer kann aus dem Stand heraus alles. Normale Menschen spielen da praktisch keine Rolle mehr. Wie viele Sternenzerstörer, wie viele Kampfdroiden und Soldaten wird es brauchen, um eine Rey auch nur in Verlegenheit zu bringen? Die Figuren, die mir am meisten am Herzen liegen, werden zur Kulisse, zu Opferlämmern. Die Zerstörung von ganzen Sternensystemen, ganzen Flotten zur Randnotiz. Es braucht schon einen Poe „G.I. Joe“ Dameron, der selbst die Fähigkeiten eines Jedi zu besitzen scheint, um da überhaupt noch etwas beisteuern zu können. Eine Eskalation der Macht, statt spannend inszenierten Sci-Fi-Fantasy-Dramen.

Ich weiß, das ist seit vielen Jahren im EU bereits Gang und Gäbe, spätestens seit den Prequels. Dennoch war es für mich nicht Kanon. Es waren die Machtphantasien von Autoren, Zeichnern und Lesern, die Supermänner (und -frauen) mit Lichtschwertern lieben. Aber solange es nicht in den Filmen war, konnte ich das gut ignorieren.

Das ist jetzt anders.

Und damit liegt die Antwort auf meine eingangs gestellte Frage auf der Hand:
Nein, es ist nicht mehr mein Star Wars.

Warum ich das alles schreibe? Nun, um zu erklären, woher all der Frust bezüglich The Last Jedi stammt – zumindest in meinem Fall. Trotz aller persönlicher Enttäuschung wünsche ich allen, die E8 lieben, viel Freude mit den kommenden Filmen. Ich bin davon überzeugt, dass Lucasfilm und Disney den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten werden. Ich jedenfalls bin erst mal raus aus der Nummer und beschränke mich als bekennender Oldschool-Fan vorerst auf RO bis E6.